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TU Wien: „In Umbrüchen und Krisen die Chance suchen“

Wolfgang Güttel ©TU Wien CEC

Interview. Große Trends und Krisen bewegen die heutige Zeit – doch die Umbrüche, die sie hervorrufen, bringen neue Chancen für Unternehmen, sagt Univ.-Prof. Wolfgang Güttel, Dekan der TU Wien Academy for Continuing Education (ACE): Das habe schon Schumpeter gelehrt, und Firmen wie FACC sind dadurch entstanden.

Extrajournal.Net: Die TU Academy for Continuing Education (ACE) hat ihrem Kursprogramm eine neue Leitlinie gegeben, nämlich Unternehmen auf die aktuelle Zeit der Transformation vorzubereiten. Was ist damit gemeint?

Wolfgang Güttel: Wir leben in einer Zeit grundlegender Veränderungen, die auf viele Wirtschaftszweige mit hunderttausenden Arbeitsplätzen gravierende Auswirkungen haben werden, darunter z.B. die Automobilindustrie und Verkehrsunternehmen. Dazu gehört etwa Nachhaltigkeit, Sustainable Finance, Green Technologies, der Ukraine-Krieg, der die Transformation beschleunigt, und die Digitale Revolution als Dauerbrenner. Die Unternehmen müssen sich fragen was sie tun können, um damit umzugehen.

Als TU Wien ACE glauben wir auf diesem Gebiet umfassende Leistungen anbieten zu können. Die TU Wien hat ein breites Spektrum sowohl der verfügbaren Ausbildungen wie auch in der Forschung. Und bei den große Veränderungen, die derzeit im Gange sind, ist gerade die technische Seite wichtig.

Wie können Unternehmen damit umgehen?

Wolfgang Güttel: Einerseits indem sie interne Mitarbeiter fortbilden und andererseits indem sie externe Fachleute an Bord holen, die in Sachen Transformation geschult sind. Zum Beispiel stellen Unternehmen inzwischen Data Scientists in vielen Bereichen ein, während das früher nur ein Thema für gewisse Bereiche der IT war. Heute ist es eben auch im Marketing und vielen anderen Sparten nötig, mit großen Datenmengen umgehen zu können.

Wir haben in Österreich übrigens keine schlechte Ausgangsbasis für diese Zeit der Veränderungen: Wir sind darin erfahren, mit großen Umbrüchen umzugehen. Das hat ja schon die klassische Schule der Nationalökonomie gelehrt, Joseph Schumpeter zum Beispiel, der solche Zeiten selbst erlebt hat: Große Veränderungen bringen immer auch neue Chancen. Auch jetzt haben wir wieder Umbrüche und die Unternehmen müssen ihre Chancen erkennen.

„Neue Möglichkeiten erkennen, eigene Stärken einsetzen“

Welche Chancen können das sein?

Wolfgang Güttel: Das hängt von den Umständen ab, doch im Grunde geht es darum, neue Möglichkeiten zu erkennen, die man durch seine Stärken ausnützen kann. Es gibt zum Beispiel im Bereich Mobilität Diskussionen über die Verwendung von Echtzeitdaten aus Zügen, wie etwa die Platzbelegung. Vorhandene Fähigkeiten werden eingesetzt, um neue Produkte oder Dienstleistungen zu entwickeln und zu verkaufen, wobei verschiedene Technologien und Akteure zusammenspielen. Dazu muss ich die Produktion planen und bin damit schon im Bereich der Strategie. Wie kann man als großer etablierter Anbieter zum Beispiel die neuen Sharing-Konzepte nützen? Große Unternehmen wie die ÖBB, die Wiener Linien oder die Energieversorger wissen enorm viel über ihre Märkte. Dieses Wissen können sie ausnützen, wenn sie sich bewegen.

Was passiert wenn Unternehmen bzw. Führungskräfte beschließen, erst einmal sozusagen sitzen zu bleiben und abzuwarten?

Wolfgang Güttel: Sitzen bleiben geht nicht, denn diese strategischen Lücken gehen eben jetzt auf und nicht später. Diese könnten besetzt werden, und früher oder später wird das wohl auch gesehen – und zwar von jemand anderem. Ein Hilfsmittel, um Chancen zu erkennen, ist zu sehen ob es Analogien in verwandten Bereichen gibt. Ein klassisches Beispiel ist die Art und Weise, wie der Sportartikelproduzent Fischer die wesentlichen Anstöße für die moderne Leichtbauweise im Flugzeugbau geliefert hat. Das Unternehmen Fischer war schon in den 1970er Jahren einer der großen österreichischen Skiproduzenten, Franz Klammer hat mit seinen Skiern Olympiagold geholt, usw. Der Aluminiumerzeuger AMAG war in der Nähe, es gab oft Besuche von Flugzeugmanagern und -ingenieuren.

Dann kamen Öl- und Wirtschaftskrise und die Ski-Nachfrage ging massiv zurück. Auf einmal gab es in der Flugzeugindustrie das Bestreben, schweren Stahl durch Aluminum zu ersetzen. Der damalige Fischer-Manager Walter Stephan hat das erkannt und ging erfolgreich in diesen neuen Bereich, Ergebnis war die Gründung des heutigen internationalen Luftfahrt-Zulieferers FACC. Eigentlich war Fischer ursprünglich bloß auf der Suche nach einem neuen Leichtbaukonzept für seine Ski, und erhoffte sich von der Flugzeugindustrie Anstöße. Stattdessen kam es andersherum.

Was könnten zum Beispiel Verkehrsunternehmen zusätzlich verkaufen?

Wolfgang Güttel: Da könnte es um die Last Mile gehen, also zusätzlich zu den schon erbrachten Leistungen die Kundinnen und Kunden noch ein Stück weiter zu befördern. Wichtig ist eines: Sich davor zu hüten, nur die eigene Technologie und die altvertrauten Märkte zu sehen und nicht die neuen Chancen, die sich bieten, wenn man seine Fähigkeiten neu einsetzt. Diese strategische Sichtweise muss man haben.

Darum bringen in unseren MBA-Kursen übrigens Personen aus verschiedenen Branchen zusammen: Das bringt nicht nur verschiedene Sichtweisen ein und sorgt dafür, dass die Teilnehmerinnen und Teilnehmer persönliche Netzwerke knüpfen können, sondern es soll auch dabei helfen, in einem oder anderen Fall Marktlücken zu sehen, die man durch sein eigenes Wissen allein niemals entdeckt hätte. Wir als TU Wien Academy bieten in unseren Programmen Zugang zu technischem, Management- und Leadership-Knowhow, um für neue Herausforderungen in turbulenten Zeiten gerüstet zu sein. Die Märkte werden jetzt neu verteilt.

Im Interview

Univ.-Prof. Dr. Wolfgang H. Güttel ist Dean der TU Wien Academy for Continuing Education.

 

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