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Börsegänge: Das Warten auf bessere Zeiten

©ejn

Studie. Krieg, steigende Zinsen und hohe Volatilität an den Weltbörsen quälen weiterhin den IPO-Markt, doch die Pipeline ist „gut gefüllt“, so eine EY-Studie.

Insgesamt wagten trotz des schwierigen Kapitalmarktumfelds im zweiten Quartal weltweit 305 Unternehmen den Sprung aufs Parkett – das sind um 54 Prozent weniger als im zweiten Quartal des Rekordjahres 2021. Das Emissionsvolumen sank sogar um 65 Prozent auf 40,6 Milliarden US-Dollar.

Ein Einbruch quer über (fast) alle Märkte

Die Börsenplätze USA und Europa waren ähnlich stark betroffen:

  • Im Vergleich zum zweiten Quartal des Vorjahres sank in den Vereinigten Staaten die Zahl der Börsengänge von 119 auf 30, das Emissionsvolumen schrumpfte sogar um 95 Prozent von 43 auf gut zwei Milliarden US-Dollar.
  • In Europa ging die Zahl der Börsengänge von 166 auf 43 zurück, das Emissionsvolumen schrumpfte von 23 auf 1,5 Milliarden US-Dollar.
  • Deutlich geringere Einbußen zeigten sich auf dem chinesischen Markt: In China (einschließlich Hongkong) wagten im ersten Quartal 93 Unternehmen den Schritt an die Börse, das waren 43 Prozent weniger als im Vorjahr. Das Emissionsvolumen sank um ein Drittel von 31 auf 21 Milliarden US-Dollar.

Die Ursachen sind kein Geheimnis

Zum aktuellen IPO-Barometer der Prüfungs- und Beratungsorganisation EY hält Gerhard Schwartz, Partner und Leiter des Assurance-Bereichs bei EY Österreich, fest: „Mehrere Faktoren sind dafür verantwortlich, dass derzeit das IPO-Fenster für viele Unternehmen geschlossen ist und einige Unternehmen offenbar auf den richtigen Zeitpunkt möglicherweise in der zweiten Jahreshälfte warten.“

Eine Ursache ist das hohe Volatilitätsniveau bei enger Marktliquidität. Investor*innen verhalten sich bei Börsengängen zurückhaltend oder investieren selektiver, so Schwartz. Der Krieg in der Ukraine hat erheblich gestiegene politische und wirtschaftliche Unsicherheiten zur Folge, zudem halten Lockdowns in China, die hohe Inflation und die eingeleitete Zinswende die Märkte weltweit in Atem. Die Pipeline an Börsenkandidat*innen sei aber trotzdem nach wie vor gut gefüllt und das Interesse an einem Börsengang hoch.

Eventuell könne auch ein „Eisbrecher-Börsengang“ im Lauf des zweiten Halbjahres den Markt wieder für weitere Börsengänge im IPO-Jahr 2023 öffnen. Voraussetzung sei allerdings die Auflösung der Unsicherheiten aus Investorensicht und ein Rückgang der Volatilität.

Energie-IPOs erlösen die höchsten Summen

  • Die meisten IPOs wurden im zweiten Quartal in den Segmenten Technologie (61) und Rohstoffe (60) durchgeführt.
  • Das höchste Emissionsvolumen verzeichnete der Energiesektor, in dem 25 Börsengänge insgesamt 15,6 Milliarden US-Dollar erlösten.

Insgesamt genießen sektorunabhängig sogenannte Equity Stories mit Bezug zur Energiewende und rund um ESG hohe Investorenaufmerksamkeit, heißt es. Technologieaktien haben dagegen weltweit in den vergangenen Monaten „teils erhebliche Kursverluste hinnehmen müssen“, so Schwartz. Von den 61 Technologie-IPOs im zweiten Quartal entfielen 42 auf Asien, 13 auf Europa und nur zwei auf Nordamerika. Schwartz rechnet mit einer Rückkehr großer Technologie-Börsengänge, sobald sich die allgemeinen Rahmenbedingungen für IPOs wieder verbessert haben.

Wiener Börse bleibt Spitzenreiter bei Anleihen

Mit mehr als 3.400 neuen Notierungen behauptet der Vienna MTF der Wiener Börse im ersten Halbjahr 2022 die Spitzenposition unter den europäischen Anleihenlistingplätzen. Die durch den Ukraine-Krieg ausgelösten Marktturbulenzen an den Kapitalmärkten belasteten auch den Primärmarkt für Anleihen ab Ende Februar erheblich. Die Wiener Börse trotzte dem sehr verhaltenen Emissionsumfeld und verzeichnete eine Steigerung von 15 Prozent gegenüber dem Vorjahreszeitraum bei Neunotierungen im Vienna MTF (2.993 Listings), so EY.

Ein neues Regelwerk, das auf international etablierten Standards für nachhaltige Anleihen basiert, ist dieses Quartal in Kraft getreten. Damit wurde der Grundstein für mehr Transparenz im aktualisierten Wiener ESG-Segment gelegt und die Sichtbarkeit für Unternehmen erhöht, heißt es. Weiters debütierte ein Green Bond der Republik Österreich mit einem Emissionsvolumen von insgesamt vier Milliarden Euro, das Orderbuch schloss bei über 25,4 Milliarden Euro.

SPAC-Emissionen sinken weiter

Der SPAC-Boom flacht weiter ab: Nachdem im ersten Quartal des laufenden Jahres weltweit insgesamt 72 SPAC-Transaktionen gezählt worden waren, lag die Zahl im zweiten Quartal bei 26. Das Emissionsvolumen schrumpfte von 11,4 Milliarden US-Dollar im ersten Quartal auf 3,1 Milliarden US-Dollar im zweiten Quartal.

Derzeit gibt es damit weltweit ca. 660 aktive SPACs, deren Kassen mit gut 160 Milliarden US-Dollar prall gefüllt sind, betont Schwartz: „Die Uhr tickt, denn die überwiegende Mehrheit dieser SPACs gerade aus dem Vorjahr stehen unter hohem Zeitdruck – sie müssen das eingesammelte Geld innerhalb von 24 Monaten investieren. Für Unternehmen, die den Weg an die Börse suchen, kann so ein Zusammenschluss mit einer Mantelgesellschaft ein vielversprechender alternativer Weg aufs Parkett sein – sowohl in Europa als auch den USA.“

Die größten IPOs

  • Der weltweit größte Börsengang im zweiten Quartal war die Erstnotiz des Versorgers Dubai Electricity & Water Authority, die 6,1 Milliarden US-Dollar erlöste.
  • Der chinesische Ölkonzern China National Offshore Oil Corporation (CNOOC) ging in Shanghai an die Börse und erzielte dabei ein Emissionsvolumen von 5,1 Milliarden US-Dollar.
  • Auf dem dritten Platz lag die Life Insurance Corporation of India, deren Emissionsvolumen beim IPO an der National Stock Exchange of India 2,7 Milliarden US-Dollar betrug.

Von den größten zehn Börsengängen im zweiten Quartal fand kein einziger in Europa oder den USA statt: Vier entfielen auf China, jeweils zwei auf Indien und die Vereinigten Arabischen Emirate, jeweils einer auf Indonesien und Kanada.

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