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Bildung & Uni, Business, Recht, Steuer

Frauen-Karrieren in Steuer­kanzleien: EY will ausbauen

Ingrid Rattinger ©Robert Herbst

Interview. Rund 53 Prozent der Beschäftigten von Big Four-Multi EY sind Frauen, aber nur 44 Prozent der Führungskräfte: Es soll mehr werden, sagen EY-Partnerin Ingrid Rattinger und HR-Chefin Claudia Maikisch.

Wie entwickelt sich der Frauen-Anteil im Bereich Steuerberatung und Wirtschaftsprüfung aus der Sicht von EY? In vielen Kanzleien machen Frauen ja schon die Mehrheit der Neueintretenden aus. Hält dieser Trend auch 2023 an?

Ingrid Rattinger: In der Wirtschaftsprüfung und Steuerberatung gibt es seit mehreren Jahren eine leichte Mehrheit von Bewerberinnen, das beobachten wir weiterhin. Im Bereich der Unternehmens- und Transaktionsberatung als weitere wesentliche Säulen unseres Service-Portfolios gibt es hingegen noch ein klares Ungleichgewicht und deutlich mehr Bewerber. Das liegt sicher auch stark daran, dass in diesem Bereich immer mehr Bewerber*innen mit technischer Ausbildung gesucht werden und es gerade in den sogenannten MINT-Fächern immer noch einen klaren Überhang von Männern gibt. Umso wichtiger ist es daher, Frauen gezielt und verstärkt für ein Studium in den MINT-Fächern zu mobilisieren. EY geht daher gezielt an Schulen, um junge Mädchen fürs Programmieren zu begeistern.

Claudia Maikisch ©Christina Häusler

Die Zahl der Steuerberater*innen insgesamt ist in Österreich in der Vergangenheit ja stark gewachsen. Wie geht es der Branche insgesamt bei der Nachwuchssuche: Droht ein Fachkräftemangel, oder entwickelt sich die Anzahl der Nachwuchskräfte parallel mit der Anzahl der Jobs?

Claudia Maikisch: Das ist zwar grundsätzlich eine sehr positive Entwicklung und unterstreicht die Attraktivität des Berufsstandes. Dennoch hat es die Branche weiterhin sehr schwer, genügend gut ausgebildete Mitarbeiter*innen am Bewerbermarkt zu rekrutieren, um die dynamisch wachsende Nachfrage nach Steuerberatungsleistungen abdecken zu können. Diesem Fachkräftemangel gilt es, entgegenzuwirken: Flexibilisierungsangebote, aber auch eigens konzipierte Einstiegsprogramme wie bspw. unser TAX Traineeprogramme sind unsere Antworten, um den Einstieg in unseren Berufsstand noch attraktiver zu gestalten.

„Frauenanteil auf Management-Ebene bei 44 Prozent“

Der Anteil der Frauen auf der Ebene der Partner ist bei EY in den letzten Jahren kaum bis gar nicht gewachsen. Wie groß ist der Frauenanteil insgesamt im Management von EY Österreich? Warum ist es häufig trotz der einschlägigen Programme so schwer, den Frauenanteil in der Chefetage zu erhöhen?

Ingrid Rattinger: Auf Management-Ebene liegt der Frauenanteil aktuell bei 44 Prozent. Der Frauenanteil in der gesamten Belegschaft von EY Österreich liegt momentan bei 53 Prozent. Wir sind stolz, dass wir in unserer Führungsetage, also ab dem Rank Manager*in, fast schon Parität erreicht haben.

Gleichzeitig sind wir uns bewusst, dass es für ein langfristig ausgewogenes Verhältnis von ungefähr 50:50 weiterhin gezielte Förderprogramme und vor allem auch umfangreiche Coaching- und Mentoring-Formate braucht, die wir beispielsweise im Rahmen der „Female Leadership Journey“ setzen. Unser Ziel ist es, dass dieses ausgewogene Verhältnis über alle Ranks hinweg bis zur Partnerschaft erzielt und aufrecht erhalten werden kann. Gleichwohl können wir gesellschaftliche Rahmenbedingungen nur bedingt beeinflussen und müssen so auch häufig zur Kenntnis nehmen, dass sich Frauen trotz der Förderangebote gegen die Karriere entscheiden wollen oder müssen.

Wir sehen aber auch sehr stark, dass unser Bekenntnis zur Diversität in der Führungsetage und insbesondere in der Partnerschaft zunehmend Wirkung zeigt: Dabei ist Gender eine wichtige Dimension, ebenso wichtig ist aber auch Diversität in Hinblick auf Alter, Ausbildung oder kulturellen Hintergrund. Hier haben wir uns in den letzten Jahren schrittweise verbessert und vor allem auch viele Initiativen gesetzt, um diese Diversität noch stärker in unserer Partnerschaft zu reflektieren. Als Organisation arbeiten wir international an verschiedenen Maßnahmen, um das Bewusstsein für das Thema zu schärfen und auch explizit Frauen in ihrer individuellen Karriereplanung zu unterstützen.

Elevator, Navigate und Accelerator sollen helfen

Welche spezifischen Programme zur Förderung von Frauen gibt es bei EY?

Claudia Maikisch: Wir haben unter dem Namen „Female Leadership Journey“ ein mehrstufiges Programm entwickelt, um gezielt Frauen in unterschiedlichen Karrierestufen umfangreich und individuell zu unterstützen und zu fördern. Mit der „Female Leadership Journey“ unterstützen wir Mitarbeiterinnen mit verschiedenen Aktivitäten und Trainings vom Einstieg bis zum Partner*in-Level auf ihrem Karriereweg.

Die drei Trainingsprogramme „Elevator“, „Navigator“ und „Accelerate“ bilden dabei das Zentrum: Ein bis zwei Mal im Jahr haben alle Mitarbeiterinnen die Möglichkeit, am Elevator bzw. Navigator Training teilzunehmen: Mit dem Elevator Training bieten wir Kolleginnen ab dem Consultant- bzw. Assistant-Level die Möglichkeit, Teil der Female Leadership Journey zu sein und erste Schritte für ihre Karriereplanung zu setzen. Navigator richtet sich an Mitarbeiterinnen mit Berufserfahrung und zielt darauf ab, die Karriereplanung zu schärfen und ihr internes Netzwerk zu vergrößern.

Den Abschluss bildet das weltweite Programm „Accelerate @ EY“. Hierfür werden jährlich weibliche Senior Manager durch Führungskräfte nominiert. In allen Stufen bieten wir gezielte Mentoring-, Coaching- und Networking-Formate, die Mitarbeiterinnen in ihrer jeweiligen Karrierestufe individuell fördern und unterstützen.

Darüber hinaus haben wir auch breit angelegte, nach außen sichtbare Initiativen, um gezielt Frauen auf ihrem Karriereweg zu unterstützen, beispielsweise über eine Kooperation mit „the female factor“ oder unser Online-Training „Future Female Talents @ EY“, das wir gezielt auf Hochschulen bewerben.

Im Interview

  • Ingrid Rattinger ist Partnerin und Geschäftsführerin sowie Leiterin der Steuerberatung bei EY Österreich.
  • Claudia Maikisch ist Head of Human Resources bei EY Österreich.

Serie Frauen-Karrieren bei den Steuerberatungs- und Wirtschaftsprüfungskanzleien

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